Land und Leute
Im letzten Bericht habe ich ein wenig über Geographie, Flora und Fauna der Bahamas berichtet – und geschwärmt – und heute möchte ich ein wenig über die Bevölkerung und die Geschichte erzählen.
Um es direkt vorneweg zu sagen, die Bahamesen sind unglaublich freundlich und entspannt, aber dazu später mehr.
Erstmals besiedelt wurden die Bahamas von Siboney-Indianern, die aus dem heutigen Kuba kamen. Die frühesten Spuren dieser Besiedlung gehen auf das 4. Jahrhundert n.Chr. zurück. Vermutet wird aber eine zumindest zeitweise Besiedlung ab ca 2500 v. Chr.
Die Siboney wurden durch die Lucaya-Indianer verdrängt. Die Lucaya wanderten von Hispaniola aus und gehörten zum Volk der Arawak. Dieses Volk war äußerst friedlich und teilte seine Habe mit jedem. Auch Christoph Kolumbus, der 1492 an der Westküste von San Salvador erstmals die Bahamas betrat, wurde von ihnen sehr freundlich aufgenommen und beschenkt.
Undank ist der Welten Lohn
Die Spanier dankten es den Ureinwohnern aber schlecht. Sie wurden vollständig ausgerottet. Teils gingen sie als Arbeitssklaven in den Minen auf Hisapanola zu Grunde. Teils erlagen sie den eingeschleppten Infektionskrankheiten.
In der folgenden Zeit gab es verschiedene – gescheiterte – Besiedlungsversuche aus dem europäischen Raum. Erst im 17. Jahrhundert errichteten Englische Siedler dauerhafte Kolonien auf New Providence, nachdem König Karl I. Von England die Inseln 1629 beansprucht hatte. Sie gründeten Charles Towne. 1695 wurde es zu Ehren von Wilhelm III. von England (dem ehemaligen Prinzen von Oranien- Nassau) umbenannt in Nassau und ist heute noch die Hauptstadt der Bahamas.
Alkohol, Drogen und Waffen: was man nicht alles schmuggeln kann
Zu dieser Zeit hatten Schmuggler und Piraten die Bahamas schon als idealen Unterschlupf entdeckt. Erster und bekanntester war der Freibeuter Blackbeard. Auch in den folgenden Jahrhunderten blieben die Inseln ein Eldorado für Schmuggler. Im Amerikanischen Bürgerkrieg agierten sie als Blockadebrecher und versorgten die Südstaaten mit Kriegsmaterial.
Zu Zeiten der Prohibition fanden riesige Mengen Alkohol von den Bahamas aus ihren Weg in die USA. So mancher verdiente sich dabei eine goldene Nase.
Aber auch in der neueren Zeit wurden die Bahamas zum Schmuggeln genutzt. Die Insel Normans Cay gehörte bis vor wenigen Jahren einem kolumbianischen Drogenbaron, der dann von der DEA hops genommen wurde. Einer der schönsten Aussichtspunkte auf den Bahamas ist auf Shroud Cay. Die Nachbarinsel von Normans Cay. Von hier aus wurde der Drogenbaron ausspioniert und beobachtet.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der ehemalig Pirat Woodes Rogers als erster Gouverneur eingesetzt. Er gab den Bahamas ein eigenes Parlament und löste das Piratenproblem auf ganz besondere Art: er versprach ihnen Straffreiheit, wenn sie beim Aufbau von Nassau halfen.
Und dann die Engländer….
Zu Zeiten des amerikanische Unabhängigkeitskrieges flohen der englischem Krone treue Bürger aus den Vereinigten Staaten (Loyalisten) in großer Zahl auf die Bahamas. Dort versuchten sie die Plantagenwirtschaft in größerem Umfang einzuführen. Sie scheiterten aber zum einen an den wenig fruchtbaren Böden und endgültig, als die Sklaverei abgeschafft wurde. 1838 erhielten sie alle ihre Freiheit.
Heute besteht die Bevölkerung zu 85 Prozent aus Nachfahren dieser freigelassenen Sklaven. Und bis jetzt gibt es auf den meisten der bewohnten Inseln regelmäßige Versammlungen, wo sich Nachfahren dieser Sklaven melden können. Falls sie ihre Abstammung auch nachweisen können erhalten sie ein Stück Land zur freien Nutzung.
Endlich Unabhängigkeit
1964 gewährte Großbritannien den Bahamas die innere Selbstverwaltung und 1973 wurden sie offiziell unabhängig. Sie verblieben aber im Commonwelath und sind bis heute eine konstitutionelle Monarchie mit Queen Elisabeth als als Staatsopberhaupt.
Die Bevölkerung ist zu 85 Prozent afrikanischer Herkunft. 12 Prozent sind es Weiße und 3 Prozent kommen aus Asien oder aus Hispaniola. 2010 flohen viele Haitianer nach dem verheerenden Erdbeben auf die Bahamans. Heute dienen sie hier überwiegend als billige Arbeitskräfte.
Gott und die Welt
Religion spielt – wie auch in den USA – eine große Rolle. Das Straßenbild wird überall von zahlreichen Kirchen geprägt. So gibt es alleine auf Long Island über 30 Kirchen für ca 3.000 Einwohner. Protestanten, vor allem Baptisten, Anglikaner und Pfingstler machen den überwiegenden Anteil aus. Katholiken sind nur zu ca. 14 Prozent vertreten.
Und hier wird das Bibelwort „Am siebten Tage sollst du ruhen“ auch noch ernst genommen. Als wir Long Island an einem Sonntag per Auto erkundeten (was sich im Nachhinein als großer Fehler entpuppte), war jeder Laden, jedes Lokal, jede Kneipe geschlossen. Sogar die meisten Sehenswürdigkeiten waren verwaist oder gleich ganz geschlossen.
Trotz der Allgegenwart der christlichen Kirchen haben sich die Bahamesen durchaus manche ihrer traditionellen Riten erhalten. So existiert noch der alte Glaube an Obeah, die bahamische Form des Voodoo.
Wirtschaft und Tourismus
Etwa 60 % aller Beschäftigten erwirtschaften ihr Einkommen aus dem Tourismus. Die größte Rolle spielen hierbei die Kreuzfahrttouristen, weniger andere Übernachtungsgäste oder hier „bouters“ genannte Fahrtensegler wie wir.
Die Bahamas waren lange Zeit ein Steuerparadies durch die 1954 eingeführte zoll- und steuerfreie Zone. Durch die Anfang 2016 durchgesetzten Maßnahmen zur Bekämpfung der Steuerflucht hat diese Einnahmequelle allerdings ziemlich an Bedeutung verloren.
Landwirtschaft spielt nur eine geringe Rolle. Die Böden sind sehr karg und meist wird nur ein wenig Obst und Gemüse zur Selbstversorgung angebaut. Es gibt allerdings einige wenige moderne Farmen mit entsprechenden Anbau- und Bewässerungsmethoden, wo Gemüse, Zitrusfrüchte und Ananas für den Export angebaut werden.
Im Laden haben wir einheimisches Obst und Gemüse nie zu sehen bekommen, alles wird aus den USA, Kanada oder dem Rest der Welt importiert….was sich in den horrenden Preisen niederschlägt.
Einzig auf Long Island haben wir einen kleinen Bauernmarkt entdeckt, auf dem einheimische Produkte angeboten werden. Allerdings muss man hier früh erscheinen, da sonst alles, bis auf ein paar verschrumpelte Kartoffeln schon verkauft ist. Wir waren aber von anderen Seglern vorgewarnt. Entsprechend früh schlugen wir auf dem Markt auf und so konnten noch einiges erstehen. Minikleine und ultraleckereTomaten, eine saftige Melone und irgendwelches Grüngemüse, von dem wir bis heute nicht wissen, was es überhaupt war.
Tiefenentspannte Menschen wo man hin schaut
Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und entspannt, man könnte es tiefenentspannt nennen. So passiert es dann schon mal, dass der Busfahrer von Nassau gleichzeitig durch den manchmal rasanten Verkehr steuert, kassiert und plötzlich stoppt weil er einen Bekannten auf der Straße entdeckt. Da ist dann ein kurzes Schwätzchen fällig und danach geht es dann weiter. Und natürlich kommt niemand auch nur im Entferntesten auf die Idee, sich darüber aufzuregen.

Leornado am Werk: die Conch muss ihr Haus verlassen
Man blickt hier fast durchweg in freundliche, gutgelaunte Gesichter. Oft werden wir angesprochen und nach unserer Herkunft gefragt und mancher präsentiert dann voller Stolz seinen deutschen Wortschatz: Guten Tag, Danke und Auf Wiedersehen. Wir haben überall große Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren….außer in den Immigration Offices, aber das ist ein anderes Thema.
Nur eines war und ist gewöhnungsbedürftig für uns. Das Arbeitstempo in den Läden und Kneipen ist unglaublich. Als ich das erste Mal Briefmarken auf der Post gekauft habe, war ich völlig fasziniert davon, wie langsam sich die Dame bewegte und die Briefmarken heraussuchte. Burn out oder Magengeschwüre dürften hier weitestgehend unbekannt sein.
Langsam geht es auch
Eine nette Begegnung hatte ich mit einem Bahamesen, der mir entgegenkam, als ich mit meinem üblichen Stechschritt unterwegs war. Er rief mir fröhlich über den Bürgersteig zu: slow down, slow down. Ich musste herzhaft lachen und wurde mir erst da meines wenig urlaubsmäßigen Tempos bewusst.
Sehr sehr angenehm ist hier das Leben und Lebenlassen. Die Menschen sind sehr freundlich und offen, helfen, wann immer man Hilfe oder eine Auskunft benötigt. Ansonsten hat man seine Ruhe, niemand versucht, dir etwas zu verkaufen oder anzudrehen, was in anderen Teilen der Karibik ein großes Problem ist und schon mal sehr unangenehm werden kann.
So sind die Bahamas, der wunderschönen Landschaft und Strände und auch der völlig unkomplizierten und offenen Menschen wegen zu unserem absoluten Traumreiseziel geworden.
Lust bekommen?
Wenn du hier unten angekommen bist, dann zeigt dass. das du fast schon wie wir ein echter Bahamas Fan bist.
Lust bei uns mit zu segeln? Wir werden kommendes Jahr 3 Törns für je zwei Wochen und zwei Personen anbieten. Wenn du Interesse hast, dann melde Dich bei uns.