Wir hatten riesen Glück mit dem Wetter und dem Wind. Neptun erinnert sich wohl immer noch an die gute Flasche Wein, die wir ihm zu Beginn unserer Überfahrt auf Mindelo geopfert haben und bescherte uns einen herrlichen Südostwind. Der blies uns stetig nach Norden unserem Ziel auf St. Lucia entgegen: Marigot Bay.
Marigot Bay ist eine Hurricane sichere Bucht mit einem inneren und einem äusseren Hafen. Leider ist der innere Hafen mittlerweile derart mit Bojen zugepflastert, dass Ankern nicht mehr möglich ist. So landeten wir im äusseren Hafen, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut.
Die Marigot liegt derart versteckt in der Küstenlinie, dass es den Erzählungen zu folge einem englischen Admiral einmal gelang, hier seine Flotte vor den Franzosen zu verstecken. Die Masten der Schiffe hat er mit Palmwedeln getarnt und so sind die Franzosen tatsächlich vorbei gesegelt.
Wir hatten St. Lucia schon vor Augen, als plötzlich die Angel wie bekloppt auslief. Ich war sofort an den Atlantik erinnert als wir an einem Tag große Materialverluste hinnehmen mussten. Diesmal lief es besser, jeder hat seinen Teil zum Einholen des Fang beigetragen. Genua und Grosssegel wurden von Aike, Isa und Marion geborgen, während ich behutsam die Leine einholte. Stück um Stück. Mit nur ganz sanfter Fahrt unter Motor gelang uns das ganz ganz langsam. Ab 1 Knoten Fahrt im Schiff war aber der Widerstand zu groß. Ein echter Brocken musste da angebissen haben.
Fast eine Stunde dauerte der Kampf und die Spannung an Bord stieg ins Unermessliche. Jeder achtete auf seinen Job, sehr darauf bedacht nur nicht wieder einen Riss der Leine zu provozieren:
Isa und Aike fuhren das Schiff, während Marion mit Vodka und Gaff bewaffnet auf das vermeintliche Abendessen wartete. Ich kurbelte vorsichtig und geduldig Meter um Meter zurück auf die Rolle.
Irgendwann war es dann soweit: Aike sah den Fang als erster. Komisch sah der Fisch schon aus, der da eingeholt wurde. Als ich ihn dann sah war ich eher an ein Tiefseeungeheuer erinnert als an ein leckeres Abendessen.
Egal! Ruhig weiter machen, es wird alles gut.
Und dann war es endlich soweit.
Unser Fang präsentierte sich in seiner ganzen Pracht und Schönheit. Natürlich gab es die entsprechen „Trophäenfotos“. Das wird uns sicherlich lange in Erinnerung bleiben!
Leider kamen wir was die Zubereitung des Fangs betrifft nicht zu einer Übereinkunft. Dampfdrucktopf, panieren oder braten standen zur Wahl. Am Ende landete er auf dem Müll.

Fang kurz vor der Marigot Bay: Ein Fischernetz.